Buxheim: Das herbeigelesene Kriegsvolk

Veröffentlicht am 26. Juni 2025 um 19:39

aus: Emmi Böck, Sagen und Legenden aus EICHSTÄTT und Umgebung, Brönner und Daentler

 Um den Mathiastag im Februar des Jahres 1589 trug es sich zu, daß 
der neunzehnjährige Hans Schmidt, ein Bürgerssohn und Schmied
gesell zu Heidingsfeld oberhalb Würzburg am Main, dem Schmied-handwerk nachgezogen und gegen Eichstätt gekommen ist und sich
da bei einem Meister namens Clausen Brosten (auch: Prosten) in
den Dienst begab und als Schmiedgeselle verdingte. Einstmals an einem Sonntag wurde er von seinem Meister zusammen mit seinem Mitgesellen Wolf N. von "Kaan in Böheim" nach Ingolstadt geschickt, um dort Eisen einzukaufen. Als sie beide nach Buxheim kamen, das zwischen Ingolstadt und Eichstärt liegt, und da im Wirtshaus miteinander zwei Viertel Wein ausgetrunken hatten, verriet Wolf dem Hans, daß er eine bewährte Kunst gegen Hauen und Stechen kenne. Und da jener eine solche Kunst zu lernen begierig war, so wollte er sie ihn lehren und diese auch von Hans mit einem Messer an sich selbst erproben lassen, welcher Stich ihm auch wirklich nicht schadete. Er zog sogleich ein Zauberbüchl heraus und gab es dem Hans. Sie verließen das Wirtshaus, und als sie auf das Feld kamen, begann Hans in diesem Büchlein zu lesen. Nach einer Weile befahl ihm Wolf, über sich in die Höhe zu sehen. 

Hans tat es und sah, daß ihnen ein ziemilich starkes Kriegsvolk von über zweihundert gerüsteten Personen "bey einer Steinmauern« entgegen ging. Darüber erschrak Hans sehr und warf das zauberische Büchl auf die Erde. Wolf ließ ihn deswegen hart an. Schließlich hob er selbst das Zauberbüchl von der Erde auf und las einige Zeit darin zurück. Da war von Stund an das versammelte Kriegsvolk alles wieder von dannen gewichen und verschwunden. Nachdem sie das Eisen eingekauft hatten, kehrten sie zurück nach Eichstätt und sind dort bei ihrem Meister eine Zeitlang noch miteinander im Dienst verblieben. 

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Hans hat dann etliche Sonntage damit zugebracht, das zauberische Büchl abzuschreiben. Da er aber viele Worte darin nicht verstehen konnte, bat er Wolf, sie ihm zu erklären. Wolf befahl nun dem Hans, alle Tag, wenn er morgens aufstehe, mit seinem linken Fuß zuerst aus dem Bett zu steigen und in aller Teufels Namen aufzustehen und darauf zwei oder drei Gesetzlein aus dem Büchl zu lesen. Aus großer Furcht wollte Hans die Unterweisung nicht üben und warf heimlich sein abgeschriebenes Büchl in die Esse und verbrannte es. Darüber ergrimmte Wolf sehr "und jhn Hansen deßhalben ein mal mit einem Schmidthamer geschlagen / auch eines mals mit einem Spannischen Dolchen auff jhne durch sein Wammes und Hembt gestochen / aber am Leibe / auß Ursach / daß er bey jhme ein kleines zauberische Zettelein gehabt / keinen schaden gethan".

Nach diesem Streit wollte Hans nicht länger bleiben. Er begab sich
von Eichstätt in das Kloster Rebdorf und nahm da seinen Dienst.
Er blieb aber nur vierzehn Tage dort. Dann zog er seinen Weg
Heidingsfeld zu...