3. Tafelfreuden - Essen, der gedeckte Tisch
Bilder: Prof.Dr. Kerstin Merkel u. Adrian Schug mit Unterstützung OpenAI/ChatGPT
Die Tafel
Die Tafel war ein großes Brett, das auf zwei Böcke gelegt wurde – und fertig war der Tisch! Tatsächlich gab es im Mittelalter kaum festes Mobiliar, noch nicht einmal für den Adel. Man reiste viel umher und hatte immer alles in Truhen bei sich. Oder auch einfach Bretter, die sich zum Tisch verwandeln. Damit es besser aussah, hat man Tischtücher drübergelegt, an denen man sich auch die Finger und den Mund abwischen konnte, wenn man keine Servietten hatte.
Das Gedeck
Heute liegen für jeden ein Besteck und ein Teller auf dem Tisch. Im Mittelalter haben sich alle ihr eigenes Besteck mitgebracht, das meistens nur aus einem Holzlöffel und einem Messer bestand. Oft trug man das Besteck in einem Etui am Gürtel. Die Teller hat man gemeinsam benutzt, sie waren aus Ton oder Holz. Nur in reichen Familien hatte man Teller aus Zinn. Eine Gabel war eine Seltenheit und konnte sich erst in der Renaissance durchsetzen.
Die Teller wurden auch durch Brotscheiben ersetzt, die sich mit Soße und Bratensaft vollsogen. Oft gab man sie nach dem Essen den Bettlern.
Fleisch wurde auf dem Holzbrett mit dem Messer geschnitten. Käse kam ebenfalls auf Holztellern auf den Tisch.
Becher
Getränke wurden aus Tonbechern getrunken. Beliebt waren auch teure Gläser, die rundherum mit Glasnoppen besetzt waren. Deshalb heißen sie auch „Nuppenbecher“. Sehr reiche Familien besaßen sogar Silber- und Goldbecher.
Wertvolles Geschirr war im Mittelalter wichtig, weil man zeigen wollte, dass man reich war.
Ein Nuppenbecher
Früchte
Herbstzeit ist Obstzeit. Beliebt waren Äpfel und Birnen, die man gerne trocknete. Im Winter hat man sie in ein besonderes Brot eingebacken – das Kletzenbrot. Beliebt waren auch Zwetschgen, die ebenfalls getrocknet wurden. Sie wurden als Hutzeln bezeichnet, aus denen man bis heute „Hutzenmandl“ baute. Waldfrüchte wie Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren wurden frisch verzehrt. Schlehen wurden getrocknet. Gerne hat man auch Nüsse gesammelt, also Haselnüsse. Walnüsse, sog Welschnüsse waren noch nicht verbreitet.
Brei
Das wichtigste Alltags-Essen war Grütze. Der Brei aus Getreide ähnelt dem heutigen Porridge. Allerdings hatte man im Mittelalter nicht die feinen Haferflocken zur Verfügung, sondern eher grob geschrotetes Getreide aus Roggen, Weizen, Hafer und Hirse. Es wurde in Wasser eingeweicht und weichgekocht, dann war der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Für die deftige Variante fügte man Speck, Wildkräuter, Pilze und Salz hinzu. Mit getrockneten sowie frischen Früchten, Honig, Zimt und Latwerge (Pflaumenmus) konnte man den Brei versüßen. Das war alles eine Frage des Geldes. Salz, Zimt und Honig war teuer, während Kräuter, Pilze und Früchte selbst gesammelt werden konnten.
Fisch und Krebse
Heute ein Luxusessen, damals die Fastenspeise und billiges Mahl für arme Leute. Der Fischreichtum in den Flüssen war enorm, doch durch die Umweltverschmutzung und die Flussregulierung kann man sich das heute kaum mehr vorstellen. Für das Mittelalter waren Fische und Flusskrebse eine der wichtigsten Proteinquellen. Außerdem hatte Fisch den Vorteil, dass man ihn gut haltbar machen und lagern konnte. Die wichtigste Methoden waren das Räuchern und das Einsalzen, was wichtig war in den Zeiten ohne Kühlschrank.
Was es nicht gab:
Wenn Du im Mittelalter leben würdest, könntest Du keine Pommes, Pizza, Spaghetti Bolognese und Schokolade essen. Vieles, was wir heute ganz selbstverständlich essen, kam aus Amerika zu uns: Mais, Kartoffeln, Kakau, Erdnüsse, Kürbis, Paprika und Tomate. Der Reis kam aus Asien. Weißen Kristallzucker produzierte man in Europa industriell erstmal kurz nach 1800.
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