Mord vor Nassenfels Burgmauern!

Veröffentlicht am 14. Dezember 2025 um 18:09

Graf Gebhard V. von Hirschberg fällt im Jahr 1245 seinem Hofnarren zum Opfer

von Dr. Karlheinz Rieder und Prof. Dr. Kerstin Merkel

Im Frühsommer 1245 wagte der Graf Gebhard V. von Hirschberg etwas Ungeheuerliches. Er belagerte die Burg von Nassenfels. Diese gehörte dem Eichstätter Bischof Friedrich II. von Parsberg, und der war sozusagen der Chef des Grafen. Man könnte auch sagen, der Graf tanzte seinem Vorgesetzten mächtig auf der Nase herum.

Idealerweise müssten die Eichstätter Bischöfe und ihre Hochstiftsvögte, die Grafen von Hirschberg, in harmonischer Zusammenarbeit agieren. 

Als Hochstiftvogt verwaltete der Graf von Hirschberg die weltlichen Güter der Diözese, heute würde man ihn als Verwaltungschef bezeichnen. Die Hochstiftsvögte stammten aus dem Hochadel, brachten also von Haus aus ein erhebliches Macht- und Selbstbewusstsein mit sich. Sie wurden mit der Zeit immer mächtiger, lösten sich teilweise vom Bischof und nutzten ihre Ämter zur Erweiterung der eigenen Territorien und der Macht ihrer Familien. Dabei wussten sie es zu nutzen, dass sie für die militärische Führung des Bistums verantwortlich waren und auch für die zustehenden Abgaben.

Doch was führte zu dem militärischen Konflikt zwischen dem Eichstätter Bischof Friedrich II. von Parsberg und dem Grafen?  Tatsächlich war wohl der Eichstätter Bischof Heinrich III. von Ravensburg maßgeblich für die Wut des Grafen verantwortlich, denn er hat diesen völlig grundlos exkommuniziert. Bischof Friedrich II. von Parsberg musste nun die Willkür seines mittlerweile verstorbenen Vorgängers ausbaden. Der streitbare Graf und sein Gefolge setzten ihm schwer zu. 1239 vertrieben sie den Bischof und sein geistliches Gefolge aus Eichstätt, um anschließend die Domsakristei zu plündern. Anstelle des Klerus wurden Laien eingesetzt, eine für die Zeit unfassbare Respektlosigkeit. Der Bischof eilte umgehend zur Provinzialsynode nach Mainz und suchte dort Hilfe gegen den Grafen, dessen Ministerialen und gegen die Bürger von Eichstätt, die sich dem Aufstand angeschlossen hatten.

Das Wappen der Grafen von Hirschberg um 1305

Wie der Konflikt sich in den folgenden sechs Jahren entwickelte, ist im Dunkel der Geschichte verschollen. Sehr wahrscheinlich nutzte Graf Gebhard V. von Hirschberg die Gunst der Stunde und versuchte, die bischöfliche Macht in seinem Einflussbereich weiter zurückzudrängen und die Reichsunmittelbarkeit seiner Grafschaft auszubauen.

Erst 1245 setzt sich der Lokalkrimi fort. Handlungsort ist Nassenfels. Ausgerechnet die am stärksten befestigte Burg suchte sich der Graf sich für eine Belagerung aus, woraus man auf seine militärischen Mittel und sein Selbstbewusstsein schließen kann. So eine Belagerung wagt man nicht, wenn man sich nicht in der besseren Position sieht, denn für den Belagerer ist sie zeitaufwändige, teuer und langweilig.

Falls man bei einer Belagerung die Burg nicht aktiv stürmen will, kann man nur warten. Je nach der Menge der Vorräte in der Burg kann das Monate dauern. Die Belagerer versuchen sich mit Spielen und trinken die Zeit zu vertreiben, und die hohen Herren machen das auf hohem Niveau. So auch der Graf von Hirschberg, der gar einen Hofnarren dabei hatte. Und ausgerechnet dieser Narr, den man am wenigsten fürchtete, ermordete seinen Herren vor den Mauern der Burg!

Der lateinische Quellentext sagt dazu "nobilis comes de Hirzperch Gebhardus in obsidione castri Nazzenvels ab hysterione suo miserabiliter est interfectus",  übersetzt lautet das: "Der adlige Graf Gebhard von Hirschberg wurde bei der Belagerung der Burg Nassenfels von seinem eigenen Hofnarren auf klägliche (oder erbärmliche) Weise getötet."

Hat der Graf seinen Hofnarren so schlecht behandelt, dass dieser zur Mordwaffe griff? Oder war der Narr ein gedungener Mörder des Bistums? Oder wurde er bestochen? War es Verrat? Man weiß es nicht, auch hier geben die Quellen des Mittelalters die Details nicht preis.

Der Nachfolger der ermordeten Grafen war offenbar umgänglicher, er machte Zugeständnisse an das Bistum und fortan arbeiteten Bischof und Hochstiftsvogt wieder harmonischer zusammen.

Als dieser Mord passierte, wurde die Burg wahrscheinlich von Ulricus de Nazzinfels verwaltet, der als „Marschalk“ tituliert wird und in einer Urkunde von 1248 als miles, also Ritter auf der Nassenfelser Burg saß.


Anmerkung d. Redaktion

Die Informationen zu Graf Gebhard V von Hirschberg im Internet sind nicht nur sehr spärlich, sondern auch sehr irreführend und unterschiedlich, so wird in den Quellen als Todesdatum mal das Jahr 1245, aber auch 1246 bzw. 1247 angegeben. Auch zeichnet sich das Geschlecht der Grafen von Hirschberg nicht gerade durch Einfallsreichtum in der Vergabe von Vornamen bei den Nachkommen aus, sodass fast alle männlichen Nachkommen entweder Gebhard oder Gerhard hießen. Das macht eine Zuordnung des Ermordeten in das Adelsgeschlecht nicht einfacher und sorgt wohl für Verwechslungen bei früheren wissenschaftlichen Dokumentationen. So berichten einige Quellen von einem Gebhard V., der in Nassenfels ermordet wurde, während andere Quellen den Gebhard III. als Opfer des heimtückischen Mordes (siehe Quellenangaben weiter unten) angeben. Klarheit brächte vermutlich nur eine wissenschaftliche Aufarbeitung der diversen originalen Aufzeichnungen aus dem 13. Jhdt.

Wichtig für uns als Verein für Heimatpflege im Schuttergäu bleibt jedoch die Tatsache, dass ein Angehöriger der Grafen von Hirschberg bei der Belagerung der Burg Nassenfels ermordet wurde. 


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