von Prof. Dr. Kerstin Merkel
Unser Objekt des Monats Dezember ist passend zur Geburt Christi eine Maria mit Kind. Die um 1500 entstandene Holzfigur schmückt den Hauptaltar der Nikolauskapelle.
Ihr goldener, blau gefütterter Mantel umhüllt fast ganz das rote Kleid, die offenen Haare fallen lang über den Rücken. Es ist noch eine jugendliche wirkende Mutter, die auf dem linken Arm recht instabil das Kind trägt. Der kleine Jesus scheint zu zappeln, er öffnet beide Arme, als wolle er die Gläubigen willkommen heißen. Insgesamt ist die Gruppe heiter und emotional. Es war die Absicht der damaligen Künstler, dass sich die Menschen, vor allem Frauen und Mütter, mit Maria identifizieren konnten.
Auf den heutigen Betrachter etwas befremdlich wirken die riesigen Kronen auf den Köpfen der beiden Figuren. Sie sind sicher zwei bis drei Jahrhunderte später und nachträglich hinzugefügt worden. Die Kronen wirken unproportional. Sie sitzen weit vorne in der Stirn und drücken die Figuren optisch zusammen. Im Barock hat man mit diesen Kronen den visuellen, aber auch den materiellen Wert der Figuren durch solches Hinzufügungen steigern wollen. Dabei sind die Kronen nicht unbedingt wertvoll, oft nur versilbert oder blattvergoldet mit „Edelsteinen“ aus Glas.
Für die Denkmalpflege ist es immer eine schwierige Entscheidung, welchen Zustand der Figuren sie bei Renovierungen wieder herstellen will. Hier läge die Entscheidung zwischen der heiteren Originalgruppe der Spätgotik oder der gekrönten, würdigen, aber unproportionalen Erweiterung des Barocks.
Wir verdanken Edeltraud Schürch den Hinweis, dass die Gruppe wahrscheinlich von Pfarrer Georg Wohlmuth aus dem Kunsthandel erworben wurde, um die leere Nische des Hauptaltares in der Kapelle zu schmücken. Pfarrer Wohlmuth war ein großzügiger Mäzen in Nassenfels, nicht nur für Kunstobjekte, sondern auch für die Natur, so steht südlich der Nikolauskapelle ein Gingko, dessen Anschaffung und Pflanzung gleichfalls von ihm finanziert wurde.
Foto: (c) Prof. Dr. Kerstin Merkel
Pfarrer Wohlmuth starb vor genau einem Jahr am 22. Dezember 2024, so dass wir ihm in diesem Monat besonders gedenken wollen.
Genauere Infos zu den von Pfarrer Wohlmuth gestifteten Objekten sollen sich in der Pfarrei oder der Diözese befinden. Sie werden in Kürze nachgeliefert.
Mit dieser schönen Madonna wünschen wir all unserer Vereinsmitgliedern, all unseren Lesern und Leserinnen ein friedliches, gesegnete Weihnachtsfest.
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