Die Entstehung des Fladunger Platz in Nassenfels (10/25)

Veröffentlicht am 26. Oktober 2025 um 18:31

von Stefan Bockelmann nach Informationen und Bildern von Michael Schweiger

Die Vorgeschichte

Seit 1986 ist die Stadt Fladungen im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld Partnerstadt der Gemeinde Nassenfels. Die Wurzeln dieser Städtepartnerschaft gehen auf den 1924 in Nassenfels geborenen Alois Schweiger zurück, der nach dem 2. Weltkrieg  als "Zollgrenzassistent"  nach Fladungen kam und dort Grenzschützer an der innerdeutschen Grenze nach Thüringen gewesen ist. 

Aufgrund der familiären Beziehungen von Alois Schweiger aus Fladungen nach Nassenfels kam es schon vor der Wiedervereinigung zu Informationsfahrten aus Nassenfels an die innerdeutsche Grenze nach Fladungen und zu weiteren gegenseitigen Besuchen. Schließlich wurde dann 1986 im Rahmen der 1900-Jahrfeier in Nassenfels die Städtepartnerschaft besiegelt. Initiatoren waren Alois Schweiger und Anton Dumann. Die damaligen Bürgermeister Peter Hecker  aus Nassenfels und Raimund Goldbach aus Fladungen unterzeichneten die Urkunden. 


Die Urkunde der Städtepartnerschaft

"Urkunde zur Bindung einer Partnerschaft. WIR, die in freier Wahl berufenen Bürgermeister der Stadt FLADUNGEN und dem Markt NASSENFELS, versprechen, die zwischen der Stadt und dem Markt entstandenen partnerschaftlichen Beziehungen zu pflegen und zu vertiefen. Es ist unser gemeinsamer Wille, in herzlichen Einvernehmen miteinander Verbindung zu halten, für Geist und gegenseitigen Verständnisses einzutreten und nach besten Kräften dafür zu sorgen, dass die Bürger der Gemeinden sich kennen, verstehen und schätzen lernen. Wir denken an Begegnungen junger Menschen, an den Austausch kultureller Werte, an Gespräche über kommunalpolitische Erfahrungen, kurz an alles, was menschliche Beziehungen anzuregen und zu festigen mag. Wir versprechen uns von solchen Kontakten eine wertvolle Bereicherung unserer Anschauungen und eine wechselseitige Befruchtung auf allen Gebieten unseres Lebens. Nicht zuletzt aber hoffen wir, durch die freundschaftliche Verbindung unserer Orte und die Zusammenführung unserer Bürger einen Beitrag zur Verständigung der Völker und zur Sicherung des Friedens zu leisten. "

 

 

 

links, das Wappen von Fladungen, rechts das Wappen des Markt Nassenfels


Die Einheitslinde  

Nach der Wiedervereinigung pflanzte Andreas Spreng aus Meilenhofen 1989 für den CSU Ortsverband Nassenfels in der Mitte der Wendeplatte für Busse im Bereich der damals noch neuen Schule die Einheitslinde. Die Linde soll in eine friedliche, hoffnungsvolle Zukunft wachsen. Die sich vergrößernde Baumkrone soll dabei die Grenze niederdrücken. Der Boden unter dieser Wendeplatte ist nicht gerade der beste, so dass das  Wachstum dem Zusammenwachsen zwischen Ost- und West entspricht. 

 

Wer Bilder von der damaligen Pflanzaktion der Einheitslinde hat, möge sich bitte an uns wenden. Vielen Dank! 


Die Grenzhinweissäule (GHS)

Bereits im Ruhestand wanderte der ehemalige Zollbeamte Alois Schweiger nach der Wiedervereinigung auf seinem ehemaligen Kontrollweg in der Nähe des nördlichsten Grenzgebiets von Bayern zu Thüringen in der "Fladunger Flur". Dabei entdeckte er eines Tages die im Dickicht des Streuwaldes liegende Grenzhinweissäule. Ob die Säule hier "entsorgt" oder beim Abbau der Grenzanlagen einfach vergessen wurde, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Nach einem Telefongespräch mit der damaligen Bürgermeisterin von Melpers in Thüringen, auf deren Gebiet die Säule einst stand, und der Erlaubnis der zuständigen Berliner Behörde hat Alois Schweiger die Säule von Fladunger Bauhofmitarbeitern abholen lassen. Auf seine Initiative erfolgte im Fladunger Stadtrat der Beschluss, die Grenzhinweissäule als Dauerleihgabe an den Markt Nassenfels als Partnerort und auch Geburtsort von Alois Schweiger zu übergeben. 

Am 12. November 2000 traf eine Delegation aus Nassenfels mit einem Gastgeschenk bestehend aus 5 Kästen regionales Bier in Fladungen zur Übernahme der Grenzhinweissäule ein. Die Abordnung bestand damals aus Ernst Meier, Anton Dumann, Renate Märkl, Karl Kunze und Michael Schweiger (Neffe von Alois Schweiger). Die Übergabe erfolgte durch den damaligen Bürgermeister Herbert Dietzel und Alois Schweiger. So kam die GHS von Thüringen über Unterfranken nach Oberbayern. 

Bild erstellt mit Unterstützung von OpenAI (ChatGPT/DALL·E)

Foto: Die Nassenfelser Delegation am 12.11.2000, v.l.n.r.: Anton Dumann, Ernst Meier, Michael Schweiger, Renate Märkl, Karl Kunze (Sammlung Schweiger)

Foto: Die Nassenfelser Delegation am 12.11.2000, v.l.n.r.: Michael Schweiger, Renate Märkl, Bgm. Herbert Dietzel, Alois Schweiger (Sammlung Schweiger)

Bild: Schreiben von Alois Schweiger an Bürgermeister Herbert Dietzel zur Übergabe der Grenzsäle an die Nassenfelser Abordnung (Sammlung Schweiger)

Bild: Eine Abhandlung von Alois Schweiger zur Grenzhinweissäule (GHS) (Sammlung Schweiger)


Errichtung des Fladunger Platzes

Mittlerweile war Andreas Husterer Bürgermeister vom Markt Nassenfels geworden. Auf sein  und Patenschaftspflegebeauftragten Anton Dumans Drängen hin wurde in der Wendeschleife nördlich des Nassenfelser Pfarrhauses und westl. der Grundschule Nassenfels der Platz neben der Einheitslinde mit der Grenzsäule und ein Stück Steckmetallzaun entsprechend gestaltet. Der damalige Pfarrer Georg Wohlmuth bezeichnete die Wiedervereinigung "als ein Wunder" und empfahl, zur Gestaltung den Architekten Werner Beck aus Egweil hinzuzuziehen. 

Als Symbol der Grenze durch Straßen und Plätze, durch Häuser und die Herzen der Menschen wurde ein Metallband über den gesamten Platz eingelassen. Eine Lücke in dem Metallband steht für den Grenzübergang Eußenhausen - Meiningen 

Die Steckmetallpfosten wurden in Richtung Einheitslinde fallend aufgestellt um so den Eindruck zu erwecken, dass sie von der Krone der Einheitslinde niedergedrückt würden. 

In Erinnerung an den Ausruf "Wir sind das Volk", welcher von den Menschen bei den Montagsdemonstrationen in Leipzig und an anderen Orten gerufen wurde, wurde um den Stamm der Einheitslinde ein Metallring mit der Aufschrift "Einigkeit und Recht und Freiheit, Deutschland einig Vaterland" gesetzt.

Der Bewuchs des Platzes wurde bewusst naturnah gehalten um den Grünstreifen zwischen West- und Ost zu symbolisieren, 

Informationstafeln bieten den interessierten Besuchern weitere Aufklärung über Partnerschaftsurkunde und dem  Verlauf der bayerischen Grenze mit den Grenz- und Sperranlagen der DDR. 

 

 

 

 

Bilder: Sammlung Schweiger


Feierliche Einweihung des Fladunger Platzes

Im Jahr 2002 erfolgte dann die feierliche Einweihung des Fladunger Platzes mit Vertretern der beiden Partnerstädte Fladungen und Comana de Jos (Rumänien)  und unter großer Teilnahme der Öffentlichkeit.

v.l.n.r.: Micha Schmitt, Bürgermeister aus Fladungen, Andreas Husterer, Bürgermeister aus Nassenfels,  Alexandra Eleches, Bürgermeister aus Comana de Jos (Rumänien)

Bilder: (Sammlung Schweiger)

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