Möckenlohe: Der Erlöste Geist

Veröffentlicht am 22. September 2025 um 17:51

aus: Emmi Böck, Sagen und Legenden aus EICHSTÄTT und Umgebung, Brönner und Daentler, S.103

Früher hatten manchmal Männer von Möckenlohe eine merkwürdige Begegnung. Wer um Mitternacht draußen war, der sah plötzlich neben sich eine Gestalt, und diese fragte in angstvoll: "Wohin muss ich ihn setzen?" Niemand wusste, was er antworten sollte. 

Jeder fürchtete sich und eilte rasch weiter. Als sich das herumsprach, kam man auf den Gedanken, der Geist könne im Grab keine Ruhe finden, weil er auf Erden eine Freveltat nicht abgebüßt habe. Aus der Frage schloss man, der Bösewicht habe wahrscheinlich heimlich einen Grenzstein zu seinem Vorteil versetzt. Auch glaubte man, durch eine herzhafte Antwort könnte der Ruhelose erlöst werden. 

Als nun ein Möckenloher Hofbesitzer den Geist sah und von ihm wieder gefragt wurde: "Wohin muss ich in setzen?", da gab er zur Antwort: "Wo du ihn genommen hast!".  Sogleich war die Gestalt verschwunden. Bald darauf merkte der Bauer, dass auf einem seiner Äcker ein Grenzstein um ein gutes Stück verrückt war. Er erinnerte sich daran, dass von einem seiner Vorfahren erzählt wurde, er sei ein habsüchtiger Mann gewesen und habe im besten Alter eines jähen Todes sterben müssen. Der Bauer redete darüber mit seinen Nachbarn. Allein er fand nirgends besonderes Gehör. Er wusste aber doch, was er gesehen hatte. Von dem Geist sah und hörte man nie mehr etwas. 

Bild erstellt mit Unterstützung von OpenAI (ChatGPT/DALL·E)

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