Der Reservistenkrug von Johann Schieber

Veröffentlicht am 20. Juli 2025 um 14:55

von Stefan Bockelmann

Reservistenkrüge kamen Ende der 80er Jahre des 19 Jhd. auf, um die aus ihrem Militärdienst ausscheidenden Soldaten der Kaiserlichen Armeen an ihre Dienstzeit zu erinnern. Mit einem Reservistenkrug zeigte man stolz, dass man für Kaiser und Vaterland gedient hatte. 

Der hier beschriebene Reservistenkrug ist zwar heute nicht mehr im Schuttergäu beheimatet, jedoch kann mit seinem früheren Besitzer Johann Schieber (1889 - 1971) aus Meilenhofen zweifelsfrei der Bezug zum Schuttergäu hergestellt werden. Johann Schieber diente, wie man den Schriften entnehmen kann, von 1907 - 1909 in der 7. Companie des 10. Infanterieregiment "Prinz Ludwig" in Ingolstadt.

Unser besonderer Dank gilt an dieser Stelle Angelika Prem, geborene Schieber, die heute den "Hennerer Hof" beim Schliersee betreibt und diesen Krug ihres Großvaters in Ehren hält.

Der Krugkörper

Auf der Vorderseite sind die Konterfeie von Luitpold, Prinzregent von Bayern, Prinz Ludwig von Bayern und Prinz Ruprecht von Bayern abgebildet. Links und rechts davon sind Szenen aus Johann Schiebers Militärzeit dargestellt. Es zeigt die Kompanie beim Schießen, beim Rasten mit Feuer machen, den Abschied von den Liebsten und eine Ansicht von der Garnision Ingolstadt.  Auf der Rückseite des Kruges sind links und rechts des Griffes die Namen der anderen Reservistenkameraden angeschrieben.

Der Name des Reservisten, die Bezeichnung seiner Kompanie und seines Regiments, sowie die Angabe der Dienstzeit und der Garnison machen jeden Reservistenkrug zu einem Unikat. 


Der Zinndeckel 

der Zinndeckel ist Kuppelförmig gestaltet und entspricht dem typischen "Reserve hat Ruh" - Zinndeckel, den die meisten Reservistenkrüge zieren dürften. Den oberen Abschluss des Zinndeckels bildet die Deckelfigur, die meist die Truppengattung des Soldaten darstellt. Hier also einen Infanteristen, begleitet von dem Bayerischen Löwen.  

Der Drücker

Der Drücker ist in der Gestalt des "bayerischen Löwen" gehalten und weist somit auf den Landesteil Bayern hin. Im Auge des Löwen ist eine Glasperle eingearbeitet, die weiter unten im Text noch näher beschrieben wird. 


Zwei Besonderheiten

Zwei weitere Besonderheiten weist der Reservistenkrug auf, die bei Weitem nicht bei allen Reservistenkrügen zu finden sind. Das macht diesen Krug wirklich zu etwas ganz Besonderem: 

Der Krugboden

In den meisten Reservistenkrüge ist im Boden des Kruges ein Durchscheinbild (Lithophanie) eingearbeitet. Bei unserem Krug stellt die Lithophanie einen Soldaten dar, der seinen Arm um die Schulter einer Frau legt. Vermutlich handelt es sich um eine Abschiedsszene. 

Das Auge des Löwen: 

Das Auge des Löwen ist eine Glaslinse (Stanhope) und ist wirklich eine besondere Verzierung. Es handelt sich hier um einen kleinen  konisch geschliffenen Glaszylinder, welcher mit einem winzigen Negativ beklebt ist. Hält man den Löwen ins Licht und schaut ganz dicht durch sein Auge kann man eine Postkarte aus der damaligem Zeit erkennen, welche u.a. die Stadtbilder von Neuburg und Ingolstadt zeigen. Leider haben wir nicht die technischen Möglichkeiten, hier ein Bild zu zeigen. 

(c) Alle Fotos: Angelika Prem