Votivtafel Jupiter Dolchenus (2/24)

Veröffentlicht am 20. Februar 2024 um 18:30

Eine Weiheinschrift für den orientalischen Himmelsgott Jupiter Dolichenus aus Nassenfels

von Dr. Karl Heinz Rieder

 

Im Frühjahr 2021 meldete sich Stefan Bockelmann aus Nassenfels bei Dr. Rieder mit der Anzeige eines Fundes, nämlich eines offenbar alten Bronzebleches mit einer gepunzten Inschrift. Damit verbunden stellte der Finder einige Fragen: Ist das Objekt authentisch oder stammt es gar von der 1900 – Jahrfeier aus dem Jahr 1986? Eine Antwort war schnell gefunden, denn die Erhaltung und die Patina sprachen eindeutig für eine römische Herkunft. Die Inschrift war mit einigen Einschränkungen zu entziffern, doch die Deutung gelang nicht sofort. Dazu bedurfte es der Expertise eines Spezialisten. Prof. Dr. Thomas Fischer, in Nassenfels nicht unbekannt löste die Buchstabenfolge: IOVI DULI und dann noch TERTIUS und dazu einige Zierelemente in Form von Blättern dahingehend auf, dass hier Jupiter Dolichenus gemeint sei und wir ein Votivblech vor uns haben. Vergleichbares war in Pfünz gefunden worden, in Nassenfels ist dies ein neues Element. Auch die Eichstätter Professorin der Archäologie Dr. Nadine Burghardt wusste spontan einiges zu dem bei Soldaten beliebten asiatischen Gott zu berichten. 

Anlässlich der Jahreshauptversammlung der Vereins Römervilla Möckenlohe im Jahre 2021 konnte nun Dr. Karl Heinz Rieder auf den Fund im Rahmen eines Kurzvortrages näher eingehen. 

In einem Eingangsteil wurde unsere Kenntnis der römischen Götterwelt in unserem Raum vorgestellt. Dabei ging es vor allem um die Nachweise in den Römerorten Nassenfels, Pfünz und Böhming.

Im Anschluss standen Fragen zu den Funden zu Jupiter Dolichenus aus Pfünz im Zentrum. Dort hatte Friedrich Winkelmann bei seinen Grabungen wichtige Funde geborgen und Befunde dokumentiert. Auch in Pfünz gab es zwei Votivbleche, evtl. sogar drei mit der Erwähnung des Gottes Jupiter Dolichenus. Eines davon hat sich nach den Plünderungen auf der Willibaldburg erhalten und ist dort heute noch zu sehen. Zwei bronzene Statuetten von Viktorien, regelmäßig Attribute von Jupiter Dolichenus gehören ebenfalls zum Plünderungsgut. Erfreulicherweise konnte vor einiger Zeit eine dritte vergleichbare Statuette beim Kastell Pfünz geborgen werden und ist jetzt im Museum im Original zu sehen. 

Friedrich Winkelmann hatte im südlichen Eingangsbereich des Pfünzer Kastells ein Gebäudefundament dokumentiert, welches er als Tempel für Jupiter Dolichenus interpretiert. In diesem fand sich ein Schatz von fast 100 Silberdenaren, die über den Boden verstreut waren, vielleicht ein Befund vom Überfall auf das Kastell im 3. Jh.

Der Nassenfelser Neufund ist selbst für die bayerische Religionsgeschichte wichtig. Die Bearbeitung hat der renommierte Professor Dr. Karl Dietz aus Regensburg zugesagt, und eine Veröffentlichung wird wohl demnächst erfolgen.

Foto (c) Dr. Karl Heinz Rieder

Der grüne Punkt markiert die Fundstelle der Votiv-Tafel.