Ex Voto aus der Kahlhofkapelle bei Feldkirchen (Neuburg a.d. Donau)

Veröffentlicht am 24. September 2025 um 19:49

von Prof. Dr. Kerstin Merkel & Stefan Bockelmann

Die Vorgeschichte

Ein aufmerksames Vereinsmitglied hatte auf der Internet-Versteigerungsplattform "Ebay" ein Ex Voto (= Votivtafel) mit Bezug zu Nassenfels entdeckt, man muss von einem wahren Glücksfund sprechen. Die Votivtafel ist von 1812 und stammt aus der Kahlhofkapelle bei Neuburg a.d. Donau, OT Feldkirchen.

Die Votivtafel

Das Gemälde zeigt die dramatische Szene eines schweren Unfalls des damaligen Aumüllersohnes Anton Hollinger. Dank seines Gebetes zur Muttergottes sei er vor schweren Folgen verschont geblieben und stiftete das kleine Gemälde als Dank an die Kahlhoff-Kapelle „Maria im Gnadenfeld“ bei Neuburg a.d. Donau.

Das nur 44 x 32 cm kleine Bild schildert im Hintergrund den Unfall. Der junge Anton Hollinger ist beim Mähen des Randstreifens der Schutter  unglücklich gestürzt, als er den Fluss auf einer „Stange“ überqueren wollte. Dabei hat er sich an der Sense „nit ganz“ den Fuß abgeschnitten, das Blut spritzt wie eine Fontaine aus der Wunde. Die Stange und die Sense sind deutlich zu erkennen, und der junge Mann findet trotz der Schmerzen noch die Kraft zu einem Gebet.

Die Schutter fließt von der Aumühle im Hintergrund in einer langen Kurve hin zu dem Verletzten – ein schönes Bildzeugnis aus einer Zeit, als die Schutter noch nicht begradigt und in ein hohes Flussbett gezwungen war. An einem der Gebäude der Aumühle ist deutlich das Mühlrad zu erkennen. Weiter recht im Hintergrund sieht man die Nassenfelser Kirche mit dem charakteristischen Turm an der Westseite sowie einige Häuser.

Links im Bild kniet der junge Aumüller an einem Betpult, genesen und voller Dankbarkeit für seine Heilung. Er ist ausgesprochen elegant und reich gekleidet, so dass sich ein Blick ins Detail lohnt: Die langen dunklen Haare sind zurückgekämmt und wohl zu einem Zopf gebunden. Den breitkrempigen schwarzen Filzhut mit einem langen blauen Band hat er im Gebet respektvoll abgesetzt und unter den Arm geklemmt. Eine rote Weste mit silbernen Knöpfen schaut unter seinem langen Gehrock hervor. Der Gehrock bzw. Mantel ist blau mit schwarzen Knöpfen und Paspeln. Er verdeckt fast die schwarzen bestickten Kniebundhosen, lässt aber die feinen blauen Kniestrümpfe frei, zu denen Anton Hollinger elegante Schuhe mit silbernen Schnallen trägt. Nicht fehlen darf ein langer Rosenkranz, den er vor dem Betpult baumeln lässt.

Die Kleidung zeigt, dass man in Nassenfels von der aktuellen Mode informiert war, besonders der hohe Kragen des Mantels orientiert sich an dem napoleonischen Vorbild aus Frankreich.

Der junge Mann betet zu einem Marienbild, das sich heute noch in der Kapelle des Kahlhoff bei Neuburg a.d. Donau befindet. Es handelt sich dabei um eine Kopie der Madonna von Tschenstochau in Polen. Die polnische Gemahlin des Neuburger Herzogs Philipp Wilhelm (1615-1690), Prinzessin Anna Katharina Konstanze (1619-1651), hat eine Kopie aus ihrem Heimatland mitgebracht und im Fürstenchor der Neuburger Hofkirche aufgestellt. Eine Kopie von diesem Gnadenbild wurde in der Kahlhof-Kapelle aufgehängt.

„Maria im Gnadenfeld“ wurde wegen des angeblich wundertätigen Marienbildes schnell zu einer viel besuchten Wallfahrtsstätte, wovon noch heute zahlreiche gestiftete Bilder zeugen.

Alles in allem ist das kleine Gemälde mit der Geschichte des Anton Hollingers eine unschätzbar wertvolle Ergänzung zu unserem Wissen über Landschaft und Bürger aus Nassenfels. Nachfahren des Stifters leben immer noch in Nassenfels und auf der Aumühle, die sich seit mehreren Jahrhunderten im Familienbesitz befindet.

Das Ex Voto von 1812, gefunden auf Ebay, erworben durch unseren Verein. 

 

Die Szenerie der schweren Verletzung beim Mähen mit der Sense

 

Anton Hollinger als Votant vor dem Gnadenbild der Thalhofkapelle

 

Das Abbild der Madonna von Tschenstochau in Polen

 

Alle Fotos:  (c) Antiquitäten Greinwald, Schliersee mit Genehmigung von Wolfgang Grinwald

 


Die Inschrift

Disse Taffel hatt verlobt der Ehrbare Jung Gesöll Anton Hollinger Au Müller Sonn beij Nassenfels welcher die Schuter außgemeth und nach dissen gien er auf einer stang iber die Schuter und Schneidt im den Fuß nit ganz ab mit der Sänds.       aber aus anrufung der Muetter Gottes von Kalhoff witter kurirt worden.

Transkription der Inschrift

Diese Tafel hat gestiftet der ehrbare Junggeselle Anton (oder Aaron??) Hollinger, Sohn des Aumüllers bei Nassenfels, welcher die Schutter gemäht und danach ging er auf einer Stange über die Schutter schneidet sich den Fuß nicht ganz ab mit der Sense. Aber nach Anrufung der Mutter Gottes von Kahlhof wurde er wieder genesen. 

Die Geschichte hinter der Votivtafel


Finanziert durch Spender & Sponsoren konnte der Verein für Heimatpflege im Schuttergäu diese Ex Voto käuflich erwerben und wieder zurück in den Schuttergäu verbringen. 

Der Verein für Heimatpflege im Schuttergäu wird weitere Recherchen über Anton Hollinger anstellen und unsere Leser informieren.


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